Toptrends der interpack 2017: Digitalisierung, Industrie 4.0 und Nachhaltigkeit

interpack 2017, die der weltweit größten und bedeutendsten Messe der Verpackungsbranche und der verwandten Prozessindustrie
interpack 2017, die der weltweit größten und bedeutendsten Messe der Verpackungsbranche und der verwandten Prozessindustrie

Dem enormen Interesse der Aussteller im Vorfeld der interpack 2017, die der weltweit größten und bedeutendsten Messe der Verpackungsbranche und der verwandten Prozessindustrie eine Rekordbeteiligung von 2.865 Unternehmen beschert hatte, folgten nun vom 04. bis 10. Mai Messetage mit exzellenter Stimmung und weiteren Bestmarken.

170.500 Besucher kamen nach Düsseldorf, darunter 74 Prozent aus dem Ausland, drei Viertel waren Entscheider. Die hohe Quote der deutschen und internationalen Top-Fachleute aus insgesamt 168 Ländern sorgte für sehr zufriedene Gesichter bei den Ausstellern, die sich über vielversprechende Geschäftsanbahnungen und sogar konkrete Abschlüsse freuen konnten, nicht selten im siebenstelligen Bereich. Umgekehrt profitierten die Besucher von einer international unerreichten Vielzahl an ausgestellten Innovationen und einem einzigartigen Marktüberblick. Das honorierten sie entsprechend auch in der Bewertung der Messe: Beinahe 98 Prozent gaben in der offiziellen Befragung an, zufrieden oder sehr zufrieden mit dem Besuch der interpack 2017 gewesen zu sein. Das Angebotsinteresse galt dabei allen Bereichen der interpack, wobei das Thema Packmittelproduktion im Vergleich zur Vorveranstaltung einen deutlichen Aufmerksamkeitssprung machte.

Offensiver Trend bei vielen Unternehmen war das Thema der weiteren Digitalisierung des Produktionsprozesses auf dem Weg zu Industrie 4.0-Anwendungen. Eine in diesem Sinne vernetzte Produktion ermöglicht es beispielsweise, personalisierte Verpackungen wirtschaftlich zu produzieren oder Rückverfolgbarkeit zu garantieren. Außerdem spielten modulares Design von Verpackungsmaschinen und Prozesslinien sowie optimierte digitale Bedienkonzepte eine große Rolle, um die Komplexität in der Produktion zu reduzieren und größtmögliche Flexibilität für Losgrößenänderungen oder Produktvarianten zu erreichen. Um Komplexität bereits im Produktionsprozess von Maschinen und Anlagen sowie in der Schulung und im Betrieb beherrschbarer zu machen, setzten einige Unternehmen auf Virtual-Reality-Anwendungen, die eine Maschine oder Anlage ganzheitlich erlebbar machen.

Das Thema Nachhaltigkeit blieb auch zur interpack 2017 dominierend. Die Unternehmen zeigten verbesserte Ressourceneffizienz, sowohl bei dem verwendeten Material als auch im Produktionsprozess. Zudem gewinnen alternative Packstoffe an Bedeutung.

Sonderthemen punkten

Zum Thema Industrie 4.0 gab es nicht nur von Ausstellern sehr viel Neues zu sehen. Auch die in Kooperation mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) ausgerichtete gleichnamige interpack-Sonderschau zeigte neueste Ideen und Ansätze und wurde von den Besuchern exzellent angenommen. Publikumsmagnet war dort unter anderem der Demonstrator „smart4i“, der personalisierte Power-Banks produzierte und verpackte. Dabei war nicht nur der gesamte Workflow digital, von der Onlinebestellung bis zur Rückverfolgbarkeit, sondern die Maschine selbst mithilfe eines virtuellen Zwillings in Rekordzeit gebaut und vorher in Kooperation mehrerer Universitäten vernetzt geplant worden.

Sechs Jahre nach der Gründung von SAVE FOOD ist die Initiative zu einer breiten Allianz aus mehr als 850 internationalen Mitgliedern aus Industrie, Verbänden, Nichtregierungsorganisationen und Forschungsreinrichtungen angewachsen. Meilenstein der Initiative war der SAVE FOOD-Kongress, der am 4. Mai von den Teilnehmern für seine breite thematische Ausrichtung sehr viel Anerkennung fand. Er folgte einem multidimensionalen Ansatz, um das Thema Nahrungsmittelverluste und -verschwendung umfassend zu beleuchten.

Hans Werner Reinhard, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf. (Bild: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann)

Hans Werner Reinhard, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf. (Bild: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann)

„Die interpack hat ihren Anspruch, alle drei Jahre die weltweit bedeutendste Veranstaltung und Innovationsplattform für die Branche zu sein, wieder eindrucksvoll unterstrichen. Durch das Konzept der neu geschaffenen globalen ‚interpack alliance‘ ist auch die interpack als deren Flaggschiff in den Wachstumsmärkten im Ausland präsenter geworden und zieht dadurch noch mehr Top-Fachleute nach Düsseldorf“, erklärt Hans Werner Reinhard, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf.

Neues Konzept überzeugt

Das für 2017 überarbeitete Konzept der „components – special trade fair by interpack“ wurde von den Besuchern sehr gut angenommen. Diese seien zudem sehr hochkarätig gewesen, so das Feedback der überaus zufriedenen Aussteller. Die zweite components nach der verhalten verlaufenen Premiere vor drei Jahren an zentraler Lage zu positionieren und parallel zur gesamten interpack laufen zu lassen, war optimal. An der Bedeutung des Themas bestand ohnehin nie Zweifel, schließlich spielt die Zulieferindustrie mit Komponenten und Software für Verpackungs- und Prozesstechnologie eine wichtige Rolle bei der Digitalisierung von Produktionsprozessen bis hin zu Industrie 4.0-Ansätzen.

Auf der größten interpack aller Zeiten

„Die interpack ist eine absolute Pflichtveranstaltung für die Unternehmen der Branche und ein einzigartiger Impulsgeber. Sie ist alle drei Jahre nicht nur eine einzigartige Leistungsschau, sondern auch der Ort, wo Anbieter und Kunden aus aller Welt zusammenkommen, um sich auszutauschen und Geschäfte zu machen“, unterstreicht auch Friedbert Klefenz, der Präsident der interpack 2017. Vorgestellt wurde eine Fülle an interessanten und wegweisenden Lösungen quer durch die gesamte Angebotspalette. Es gab Weltpremieren mit hohem Potenzial, Entwicklungen im Packmittelbereich, die als Meilensteine gelten können, beachtenswerte Präsentationen bei einigen Erstausstellern und verschiedene Auszeichnungen.

Die Weber Maschinenbau GmbH, Breidenbach, präsentierte das bandlose Transportsystem in einer Anwendung zur Produktion von Sandwiches und Fertiggerichten. In einer Kombination aus Demonstration am realen Objekt und virtueller Animation stellen die Entwickler die Vielfalt der möglichen Einsatzmöglichkeiten des Weber Shuttle System (WSS) vor. Es bietet eine flexible Alternative zum Portionstransport über Bandsysteme: Portionen – sowohl geschnittene Produkte als auch Fertiggerichte und Sandwiches – werden einzeln, präzise und schonend zu einer oder mehreren Abgabestellen transportiert. Bei Bedarf kann während des Durchlaufs durch die Förderstrecke jederzeit auf einzelne Portionen zugegriffen werden.

Die Seidenader Maschinenbau GmbH, Markt Schwaben, bietet Track-&-Trace-Lösungen für die richtlinienkonforme Serialisierung und Aggregation für Einzelverpackungen, Bündelverpackungen, Kartons und Paletten. Auf der interpack zeigte das Unternehmen seine Lösung in Verbindung mit der Mediseal Blisterlinie (die ItemUnit-Tamper Evident, ergänzt durch die Case- und die PalletUnit). Auf der Seidenader-ItemUnit werden Codes auf Faltschachteln gedruckt und verifiziert, je nach Regularien, z. B. neben chargenspezifischen Informationen in Klartext und einer zufälligen, eindeutigen Seriennummer auch ein DataMatrix Code, der alle zuvor genannten Informationen enthält.

Das Ziel der Neuentwicklungen bei der SOMIC Verpackungsmaschinen GmbH & Co. KG, Amerang, war, die Flexibilität zu erhöhen und die Formatumstellzeit gravierend zu reduzieren. Dass dies gelungen ist, konnte eindrucksvoll am neu konzipierten Traypacker 424 T2 gezeigt werden. Das völlig neu entwickelte Zuschnittmagazin hat besonderes Interesse gefunden, entfallen doch zukünftig alle zeitaufwendigen Hilfen, um nach einer Formatumstellung die volle Produktionsfähigkeit sofort herzustellen, denn die Formatumstellzeit konnte dadurch mehr als halbiert werden.

Die BEUMER Group GmbH & Co. KG, Beckum, hat mit ihrer Boom-App (BEUMER Overall Operation Monitoring) eine Anwendung entwickelt, mit der Mitarbeiter über mobile Endgeräte jederzeit den Überblick über alle relevanten Kennzahlen der Verpackungslinien erhalten. Es zeigt den Status quo von Verfügbarkeit, Leistungs-, und Qualitätsgraden sowie den Energie- und Druckluftverbrauch an. Das Programm kann an die kundenspezifischen Anforderungen angepasst werden. Das Unternehmen geht mit dieser Neuentwicklung einen weiteren Schritt in Richtung Industrie 4.0.

Eine Maschine der Bausch+Ströbel Maschinenfabrik Ilshofen GmbH + Co. KG war auch auf dem Stand von Siemens zu sehen. Beide Unternehmen zeigen hier ein gemeinsames Zukunftsprojekt: Die Steigerung der Engineeringeffizienz um 30 Prozent ist das gemeinsame Ziel des Zukunftsprojekts der beiden Unternehmen in den nächsten drei Jahren. Mittel der Wahl ist die konsequente Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette: von Design und Auslegung über das Engineering bis zu Inbetriebnahme, Betrieb und Service. Im Zentrum steht dabei ein „digitaler Zwilling“, der die künftige reale Maschine als virtuelles Modell in jeder Lebensphase detailgetreu abbildet und zur Simulation und virtuellen Optimierung dient. Gezeigt wurde dies anhand der B+S-Maschine zur Verarbeitung von Spritzen im Nest.

Spouted-Pouch-Verpackungen boomen weltweit. Eine hohe Ausbringung fällt da umso mehr ins Gewicht. Bisherige Leistungsgrenzen lösen sich mit dem neuen OptiPouch-System der Optima packaging group GmbH, Schwäbisch Hall, mit einem Leistungszuwachs um den Faktor drei geradezu in Luft auf. Verarbeitet werden flüssige bis viskose Produkte in vorgefertigten, bereits auf Dichtigkeit geprüften Pouch-Verpackungen: Das System befüllt und verschließt bis zu 600 Beutel pro Minute. Dabei erweist sich die Rundläufermaschine als hoch flexibel. Sie deckt einen Formatbereich von 50 bis 1.500 ml ohne Formatteile ab. Der Formatwechsel verläuft „on the fly“. Freiheit gibt es auch in der Materialwahl, bei der verschiedene Folientypen zur Auswahl stehen. Anwender gestalten die flexiblen Beutelverpackungen individuell: Egal ob Standboden- oder Seitenfaltenbeutel mit mittiger oder seitlichem Ausgießer, vieles ist machbar. Unterschiedliche Verschlusstypen wie „no spill“, „anti choke“ oder Dosierhilfen lassen sich integrieren.

Undichte Schutzgasverpackungen sollten die Produktion nicht verlassen. Die Ishida GmbH, Schwäbisch Hall, hat für die zuverlässige Leckdetektion ein revolutionäres Inline-System entwickelt. AirScan prüft mit Hochgeschwindigkeit von bis zu 180 Verpackungen pro Minute einzelne Schalen und Beutel und meldet undichte Stellen ab 0,25 mm Durchmesser und. Das Qualitätskontrollsystem ist prädestiniert für frisches Fleisch, Fertiggerichte oder Salate. Binnen weniger Minuten kann die Maschine ohne Modifikationen der Förderanlagen in bestehende Verpackungslinien integriert werden.

Weltpremieren auf der interpack 2017

Die Loesch Verpackungstechnik GmbH, Altendorf, präsentierte ihre Weltneuheit RCB-HS. Die innovative Entwicklung ist für kleinstückige Schokoladenartikel geeignet und vereint dabei einen hermetisch dichten Packstil mit einer klassischen Falteinschlagoptik. www.loeschpack.com

Die MediSeal GmbH, Schloß Holte-Stukenbrock, stellte ihre neue Blisterserie BE als Weltpremiere vor. Die modulare Anlage kann in der jeweiligen Kundenvariante bestmöglich an individuelle Anforderungen angepasst werden. www.mediseal.de

Als Weltneuheit war bei der SN Maschinenbau GmbH, Wipperfürth, der Spoutfiller SF 400 zu sehen. Die Beutelbefüllung von flüssigen oder pastösen Produkten erfolgt durch den Spout mit einem speziell entwickelten Füllsystem, das den Beutel vorher evakuiert. www.sn-maschinenbau.de

Die Geräte der neuen ONE-Reihe der Heuft Systemtechnik GmbH, Burgbrohl, feierten Weltpremiere. Sie setzen bei Metalldetektion und Codeverifikation Maßstäbe hinsichtlich Erkennungsgenauigkeit und Betriebssicherheit bei der Inline-Qualitätsinspektion auf engstem Raum. www.Heuft.com