Bobst: 125 Jahre Innovation in der Verpackungsherstellung

Die erste BOBST Flachbettstanze SP 1080 Autoplaten entsteht 1950.
Die erste BOBST Flachbettstanze SP 1080 Autoplaten entsteht 1950, bald sind 1.000 Stück verkauft.

Im Frühjahr 2016 hat Bobst sein 125jähriges Jubiläum gefeiert. Letztlich spiegelt die Historie der Unternehmensgruppe die Entwicklung der modernen Verpackungsherstellung wider – hat Bobst in dieser Branche doch immer wieder mit wegweisenden Innovationen Meilensteine gesetzt.

Hier wichtige Schlüsselmomente des Werdegangs der Unternehmensgruppe, die heute in mehr als 50 Ländern vertreten ist und weltweit annähernd 5.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Bobst-Geschichte beginnt an der Schwelle zum 20sten Jahrhundert. 1890 gründet Joseph Otto Bobst (1862 – 1935) in Lausanne ein Geschäft für Druckzubehör und beginnt mit dem Vertrieb von Druckfarben, hergestellt von dem Unternehmen Gebrüder Schmidt aus Bockenheim bei Frankfurt am Main. Im Dezember 1897 wird Henri Bobst geboren, der später als talentierter Techniker und Visionär die industrielle Entwicklung des Unternehmens maßgeblich vorantreiben wird.

1904 bezieht Joseph Bobst in Lausanne größere Geschäftsräume, da er mit dem Verkauf von Druckzubehör und inzwischen auch der Reparatur von Maschinen sehr erfolgreich ist. Er stellt drei Techniker ein und beginnt mit dem Verkauf gebrauchter Maschinen und der Herstellung von Werkzeugen für den Druck.

Die erste Weltpremiere

Nach einer Begegnung mit dem Direktor des Blindenheims entwickelt Henri Bobst im Alter von 15 Jahren die weltweit erste Prägedruckmaschine für das beidseitige Bedrucken von Papier mit Blindenschrift. Diese rotative Maschine gibt pro Stunde mehrere tausend Seiten aus und ist der erste große Erfolg. 1917 entsteht das BOBST-Logo als unverkennbares Markenzeichen des Maschinenbauunternehmens.

Erste Bobst Prägedruckmaschine, etwa 1912.

Erste Bobst Prägedruckmaschine, etwa 1912.

Nach Ende des ersten Weltkriegs firmiert das Unternehmen 1918 in J. Bobst & Fils (Joseph Bobst und Söhne) um und präsentiert auf einer internationalen Messe in Lyon Maschinen für die Verarbeitung von Karton. 1921 setzt Bobst mit der Vorstellung der MR2BA, einer neuartigen, in Rekordzeit rüstbaren Maschine für das Stanzen großformatiger Kartonbogen, einen weiteren Meilenstein.

1934 feiert auf der Messe Foire de Paris der Prototyp der Autovariable Premiere. Diese Maschine stanzt und bedruckt Kartons in einem Arbeitsschritt. Sie ist flexibel auf verschiedene Formate einstellbar. Vier Jahre später steigt Bobst mit der Eröffnung der Fabrik in Prilly bei Lausanne in die industrielle Produktion ein. 1940 feiert das Unternehmen sein 50jähriges Bestehen und revolutioniert mit derBobst AP900 Autoplaten das Stanzen und Rillen von Kartons. Die AP900 Autoplaten ist die weltweit erste automatische Stanzmaschine und verarbeitet pro Stunde mehr als 4.000 Bogen. 1942 folgt mit der PCR 382 die erste Faltschachtel-Klebemaschine. Sie kombiniert verschiedene Technologien und unterstreicht das enorme Innovationspotenzial.

1940 revolutioniert BOBST mit der AP900 Autoplaten das Stanzen und Rillen von Kartons. Sie ist die weltweit erste automatische Stanzmaschine und verarbeitet pro Stunde mehr als 4.000 Bogen.

1940 revolutioniert Bobst mit der AP900 Autoplaten das Stanzen und Rillen von Kartons. Sie ist die weltweit erste automatische Stanzmaschine und verarbeitet pro Stunde mehr als 4.000 Bogen.

Verkaufserfolge

Das Produktangebot kommt im Markt gut an, was sich im Wachstum widerspiegelt. Nur ein Jahr nach Ende des zweiten Weltkriegs beschäftigt Bobst bereits 200 Mitarbeiter. 1950 stellt das Unternehmen mit der Flachbettstanze SP 1080 Autoplaten eine Maschine vor, die erstmals die Leistungsmerkmale kombiniert, für die der Name Bobst bis heute steht: Erfahrung, einzigartige Qualität und Produktivität sowie einfache Wartung.

Sechs Jahre später setzt die in verschiedenen Versionen für das Stanzen und (Heißfolien-)Prägen konfigurierbare SP 1260-E neue Maßstäbe. Sie verarbeitet Kartons bis zum Format 1.260 mm x 920 mm und eröffnet Verpackungsherstellern neue Möglichkeiten in der Veredelung. 1951 stellt BOBST erstmals auf der drupa aus und verkauft dort 43 Maschinen.

Die Automatisierung gewinnt im Verpackungsmarkt schnell Bedeutung. Ein Meilenstein ist das Jahr 1961: Bobst meldet den Verkauf der eintausendsten Autoplaten. Bis 1982 wird sich diese Zahl verfünffachen. Ende der 60er Jahre reicht der Platz in Prilly nicht mehr aus. 1970 erwirbt das Unternehmen an seinem heutigen Standort Mex, wenige Kilometer außerhalb von Lausanne, 300.000 m2 Land für seine künftige Expansion. Mitte April 1977 weiht es das erste Gebäude ein. Ein Jahr später wird aus J. Bobst & Fils SA die Bobst SA., die seither an der Börse in Lausanne gelistet ist.

Das BOBST Headquarter in Mex, wenige Kilometer vor Lausanne.

Das Bobst Headquarter in Mex, wenige Kilometer vor Lausanne.

Zunehmende Internationalisierung und Ausbau des Portfolios

Seit Mitte des 20sten Jahrhunderts stellt sich BOBST internationaler auf. Akquisitionen und Auslandsgesellschaften verstärken die globale Präsenz und vervollständigen das Portfolio für alle Bereiche des Verpackungsmarktes. So bildet die Übernahme des US-Unternehmens CHAMPLAIN aus Roseland/New Jersey den Startschuss für den Aufbau eines starken US-Vertriebsnetzes. Im gleichen Jahr gründet BOBST in Mailand die Italia SpA, 1971 die heutige Bobst Japan Ltd. Ein Jahr später wird das erste Werk in Brasilien eröffnet.

Weitere Highlights sind 1979 die Gründung von Bobst Canada, 1980 die Eröffnung eines neuen Werks in Mauá in Brasilien sowie die Übernahme der französischen Martin S.A., heute Bobst Lyon, und der deutschen Peters Maschinenfabrik GmbH. Strategische Akquisitionen, die den Einstieg in die Herstellung von Verpackungen aus Wellpappen bedeuten. Das Unternehmen wird hier zum Komplettanbieter.

1987 erwirbt BOBST eine Beteiligung an der italienischen, auf den Druck und die Beschichtung flexibler Materialien spezialisierten Schiavi SpA – der Einstieg in den Markt flexibler Verpackungen. Dreizehn Jahre später übernimmt BOBST dieses Unternehmen vollständig. 1990 wird Bobst Meerbusch gegründet, seitdem eine wichtige Anlaufstelle für Kunden der Faltschachtel- und der Wellpappenbranche aus Deutschland sowie den Benelux-Ländern. Gleichzeitig ist Meerbusch für Kunden aus dieser Region zentraler Service-Hub und als Competence Center ein gut erreichbarer Ort für Schulungen und Maschinendemonstrationen.

Die Übernahme der Asitrade AG, heute Bobst Grenchen, markiert 1993 den Einstieg in den Markt der Inline-Kaschiermaschinen. In den folgenden Jahren baut BOBST seine globale Präsenz mit Niederlassungen in Asien, Afrika, (Ost)Europa und einem Werk in Indien aus. 2004 kauft BOBST von der Metso Group die Unternehmen Atlas, Titan, Midi, General Vacuum Equipment und Rotomec mit Sitz in UK und Italien, die Flexo- und Tiefdruckmaschinen sowie Beschichtungs- und Laminieranlagen produzieren. Sie ergänzen das Portfolio des inzwischen voll integrierten Unternehmens Schiavi. BOBST verfügt jetzt über das komplette Know-how, das für die Entwicklung innovativer Lösungen für die Verarbeitung flexibler Materialien gebraucht wird. 2008 kommt die auf den Flexodruck spezialisierte Fischer & Krecke GmbH hinzu. Aus diesen Übernahmen entstehen Bobst Bielefeld, Bobst Italia und Bobst Manchester. Der jüngste Zugang ist 2015 mit Nuova Gidue ein Druckmaschinenhersteller für den Narrow- und den Midweb-Bereich, inzwischen Bobst Firenze.

Jean-Pascal Bobst

Jean-Pascal Bobst

„Der entscheidende Unterschied zwischen einer guten Leistung und einer hervorragenden Leistung liegt darin, seinen Werten stets zu entsprechen und alle beteiligten Interessen zu berücksichtigen. Dies sind auch unsere Prioritäten hinsichtlich der Gestaltung der Zukunft”, hebt Jean-Pascal Bobst, CEO der Bobst-Gruppe, hervor.

Produktivität, Effizienz und Flexibilität gewinnen an Bedeutung

Schlag auf Schlag stellt Bobst seit Mitte der 1960er Jahre bahnbrechende technische Innovationen vor, mit denen das Unternehmen in weitere Marktsegmente vordringt und die Basis für seine heutige Marktposition als Komplettanbieter von Lösungen für die Herstellung aller Arten von Verpackungen legt: 1965 die sehr einfache, robuste und zuverlässige Flachbettstanze SP 1420-E AUTOPLATEN für größere Kartonbogenformate und 1968 mit der CORSAIR 940/1225 die erste in der Schweiz hergestellte Champlain-Tiefdruckmaschine speziell für flexible Verpackungen. 1974 feiert schließlich die LEMANIC 1425 Premiere, eine Rollenmaschine mit innovativem Design und weiterentwickelter Technologie für die Verarbeitung großer Auflagen von Verpackungen aus Karton.

1982 stellt Bobst mit der SP 102-CE seine neuste Autoplaten-Maschine vor. Mit ihren innovativen Technologien ist sie die weltweit erste Stanze mit einer Leistung von mehr als 10.000 Bogen pro Stunde. Vier Jahre später kommt mit der Domino eine Faltschachtel-Klebemaschine für Faltbodenschachteln auf den Markt, und der erste automatische Abpacker Cartonpack verpackt Faltschachteln effizienter denn je in Versandkartons. Der Trend ist deutlich: Produktivität und Effizienz entwickeln sich zu Schlüsselgrößen des Erfolgs in der Verpackungsherstellung. Zunehmend stammen Innovationen auch von den übernommenen Unternehmen, z. B. 1989 der computergesteuerte Inliner 1330 Superline FFG für die Wellpappenbranche. 1993 folgt die für damalige Verhältnisse ausgesprochen produktive Rotationsstanze DRO 1624.

Spätestens seit Anfang der 1990er Jahre zeichnet sich in der Verpackungsbranche noch ein Trend ab: Verpackungshersteller orientieren ihre Investitionsentscheidungen verstärkt an der Bedienungsfreundlichkeit und an kurzen Rüstzeiten. Gleiches gilt für die Verfügbarkeit der Maschinen, die inzwischen häufig rund um die Uhr eingesetzt werden. Bobst entspricht diesem Trend mit wegweisenden Entwicklungen und stellt 1992 mit C.U.B.E. (Control Unit Bobst Electronic) für seine Maschinen eine eigenentwickelte innovative Bedieneroberfläche vor, die deren Betrieb signifikant vereinfacht.

Demonstration der Möglichkeiten für Wartung und Fehlersuche auf der drupa 2016.

Demonstration der Möglichkeiten für Wartung und Fehlersuche auf der drupa 2016.

1995 feiert die Heißfolienprägedruckmaschine SP 76BM Premiere. Sie erlaubt schnelle Auftragswechsel und ermöglicht mit ihren Steuersystemen eine zuverlässige Produktion bei konstanter Qualität. 1998 kommt die Faltschachtel-Klebemaschine Alpina mit dem Gyrobox-Drehmodul auf den Markt, mit der sich in einem Arbeitsschritt komplexe Faltschachteln herstellen lassen. Auch Flexibilität in der Verpackungsherstellung wird für Kunden immer wichtiger. 2000 stellt BOBST mit der Flachbettstanze SPrintera 106 PER Autoplaten erneut einen Weltrekord auf. Pro Stunde verarbeitet die Maschine 12.000 Bogen.

Nach der Jahrtausendwende

Auch in den ersten eineinhalb Jahrzehnten des neuen Jahrtausends hat Bobst in allen Produktbereichen geradezu ein Innovationsfeuerwerk abgebrannt. Viele der in dieser Zeit präsentierten Maschinen zählen, zum großen Teil in weiterentwickelter Form, zum aktuellen Produktportfolio. Erst auf der drupa 2016 unterstrich Bobst mit der Präsentation sechs herausragender Neuheiten seine Innovationskraft. Dabei verfolgt das Unternehmen das Ziel, mit innovativen Lösungen auch bei digitalen Technologien eine im Markt führende Rolle zu übernehmen. So sorgt BOBST seit 2012 mit seiner wegweisenden Maschine für den Digitaldruck auf Wellpappen für Schlagzeilen und gewann mit ihr 2015 die Goldmedaille der FEFCO. Inzwischen sind zwei dieser Maschinen bei Kunden in Betrieb.

Vorstellung der M6 Digital Flexo press zur drupa 2016.

Vorstellung der M6 Digital Flexo press zur drupa 2016.

Und auf der drupa 2016 feierte mit der M6 Digital FlexoTM eine innovative Inline-UV-Druckmaschine für die Herstellung von Faltschachteln und flexiblen Verpackungen Weltpremiere. Sie wartet mit einem 9-Farben-UV-Flexodruck und einer Bahnbreite von 670 mm auf und ermöglicht Auftragswechsel binnen weniger Minuten bei nur einigen Metern Makulatur. Dank der Implementierung von Digital FlexoTM (diese Technik verwendet bei allen Jobs die gleichen sieben Farben) können die Farben im erweiterten Farbraum gedruckt werden.

One Group, One Brand

Ein Meilenstein der Bobst Geschichte war im Mai 2009 die Ernennung von Jean-Pascal Bobst zum neuen CEO. Er führt die Gruppe in der vierten Generation seiner Familie. Mit dem Group Transformation-Programm stellte er auf dem Höhepunkt der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 strategisch die Weichen für eine weitere positive Entwicklung. Eine der wichtigsten Maßnahmen war die Restrukturierung der Gruppe in die Geschäftsbereiche Sheet-fed, Web-fed und Services bei gleichzeitiger Optimierung aller Geschäftsprozesse. Unter dem Motto „One Group, One Brand“ gab sich BOBST zudem eine neue Corporate Identity.

Partner der global agierenden Verpackungshersteller

Ein zentrales Merkmal der Bobst Geschichte war seit je her die enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Kunden. Immer wieder hat das Unternehmen (es verfügt inzwischen über 1.350 Patente) der Verpackungsbranche neue Möglichkeiten an die Hand gegeben, die Anforderungen des Marktes pro-aktiv zu erfüllen. Dank seines breiten Produktportfolios kann Bobst Ausrüstungen für die Verarbeitung von mehr als 50 Prozent der gesamten Verpackungsproduktion liefern. Andererseits haben viele Kunden mit innovativen Ideen und neuen Anforderungen die Entwicklung bei Bobst getrieben. Ein permanentes Geben und Nehmen, das es in dieser Form wohl bei keinem anderen Hersteller der Branche über einen derart langen Zeitraum hinweg gegeben hat – und unverändert gibt.