Chemisches und bioenzymatisches Kunststoffrecycling macht Fortschritte

Kunststoffdose aus „Styropor Ccycled“ von Storopack (Bild: Storopack Hand Reichenecker GmbH)
Storopack hat im Rahmen des ChemCycling-Projekts eine Isolierverpackung aus „Styropor Ccycled“ präsentiert. (Bild: Storopack Hand Reichenecker GmbH)

Wie kann mehr Kunststoff recycelt werden? Die bessere Sortierung der Abfallströme ist das A und O. Dann könnte aus Verpackungen neuer Plastik-Rohstoff werden. Forscher arbeiten intensiv an chemischen oder biotechnologischen Verfahren zum Kunststoffrecycling. Die meisten sind aber noch nicht industrietauglich.

Grundsätzlich ist das Ziel chemischer Recyclingverfahren, das Material von Kunststoffverpackungen in Ursprungsbestandteile wie Polypropylen oder Polyethylen zu zerlegen. Mit den so gewonnenen „Monomeren“ können wieder neue Kunststoffe hergestellt werden.

Mit diesen Verfahren können auch „kunststoffreiche Abfallströme“ verarbeitet werden, an denen die gängigen mechanischen Recyclingmethoden scheitern. Das sagte Rainer Mantel, Geschäftsführer der BKV GmbH, im März beim Fachpressetag von Plastics Europe Deutschland. Er stellte eine Studie zu chemischen Recyclingverfahren vor. Mantel betonte dabei, dass chemisches Recycling lediglich ein Baustein zur Schließung des Kohlenstoffkreislaufs sei.

Chemisches Kunststoffrecycling soll industrietauglich werden

Von der Industrietauglichkeit seien viele Verfahren aber noch viele Jahre entfernt, sagte Mantel. Am weitesten entwickelt seien die allerdings energieintensiven Vergasungsverfahren, bei denen die Kunststoffe stark erhitzt und dann per Synthese zerlegt werden.

Mit Mikrowellenstrahlung arbeitet wiederum das Schweizer Unternehmen gr3n. Beim Kunststoffrecycling mit dieser Methode werden PET-Abfälle, die auch unsortiert vorliegen können, in Ethylenglykol und Terephthalsäure zerlegt. Unterstützt wird gr3n bei der Entwicklung durch das Konsortium „DEMETO“, zu dem unter anderem Coca-Cola gehört.

Auf große Resonanz stößt das „ChemCycling“-Projekt eines Konsortiums unter Führung von BASF. Im Vorfeld der K 2019 wurden bereits erste Pilotprodukte präsentiert. Storopack zeigte Isolierverpackungen aus „Styropor Ccycled“, Südpack eine Mozzarellaverpackung mit Folien aus dem ChemCycling-Projekt.

ChemCycling basiert darauf, dass gemischte Kunststoffabfälle zu Pyrolyseöl verarbeitet werden. Dieses wird dann im „SteamCracker“ bei 850 Grad Celsius in die Elemente Ethylen und Propylen zerlegt. McKinsey bescheinigte Ende vorigen Jahres Pyrolyseverfahren angesichts stark steigender Kunststoffabfallmengen ein weltweites Marktpotenzial von 70 Milliarden Euro.

Enzyme spalten sogar Mehrschichtmaterialien auf

Mit deutlich geringeren Temperaturen arbeitet das bioenzymatische Kunststoffrecycling des französischen Unternehmens Carbios, das in etwa vier Jahren industrietauglich sein soll. PET- und Polyesterprodukte aus gemischten Abfallströmen – sogar Mehrschichtmaterialien wie etwa Sport-Funktionskleidung können enthalten sein – werden in die Grundbestandteile aufgespalten. Sie werden dazu etwa 16 Stunden lang in ein 65 Grad Celsius warmes Wasserbad getaucht, dem ein von Carbios speziell optimiertes Enzym zugesetzt wurde. Zurück bleiben lediglich Wasser und nicht behandelbare Materialien wie Aluminium oder Papier.

Unternehmen wie L‘Oréal, Nestlé Waters, PepsiCo und Suntory Beverage & Food unterstützen Carbios bei der Entwicklungsarbeit.